SPD stimmt für Erweiterung des Roßdörfer Windparks

In der letzten Sitzung der Gemeindevertretung haben die Fraktionen der SPD, der CDU und der Grünen einen gemeinsamen Antrag eingebracht, um zu klären, ob der bestehende Windpark in Roßdorf in Richtung der Gemarkungsgrenzen erweitert werden kann. Aus Sicht der SPD wäre dies ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Der Antrag ist für uns die logische Fortsetzung einer vernünftigen Politik, die seit vielen Jahren von einem breiten überparteilichen Konsens in der Gemeinde Roßdorf getragen wird. Schon letztes Jahr hat das Gemeindeparlament die Verwaltung beauftragt, weitere geeignete Flächen für die Windkraft in der Gemeinde zu finden. Diese Initiative der CDU-Fraktion im Gemeindeparlament haben wir zusammen mit den anderen Fraktionen unterstützt.

Es ist für uns augenfällig, dass der Ausbau der Windkraft einen wichtigen und sinnvollen Beitrag zur Sicherung der Energieversorgung und zur Begrenzung des Klimawandels leistet. Immerhin hat der rasche Anstieg der globalen Durchschnittstemperaturen selbst den Internationalen Klimarat IPCC überrascht. Nach den neuesten Erkenntnissen ist zu erwarten, dass es schon in den 2030er Jahren im Durchschnitt um 1,5 Grad wärmer sein wird. Angesichts des immer noch eher schleppend verlaufenden Zubaus an neuer Windkraft in Hessen sind wir überzeugt, dass eine Erweiterung des Windparks eine wichtige zukunftsorientierte Maßnahme darstellt.

Wir sind uns im Klaren darüber, dass Windkraft auch Nachteile mit sich bringt, indem sie in die Natur eingreift und Flächen verbraucht. Dabei ist aber zu bedenken, dass auch die Hitzewellen und die Trockenheit der letzten Jahre dem Wald für jeden erkennbar geschadet haben. Bei weiter steigenden Temperaturen ist zu erwarten, dass in Zukunft auch die Schäden für den Wald immer wahrscheinlicher und größer werden. Deshalb hilft jede zusätzliche Einsparung von klimaschädlichen Emissionen dem Wald langfristig, sich den steigenden Temperaturen auch hier in der Gemeinde Roßdorf anzupassen. Außerdem ist die Windkraft beim Flächenverbrauch um ein Vielfaches günstiger als andere Erneuerbaren Energien. Nach Angaben des BUND verbraucht die Windenergie bezogen auf die Energiegewinnung pro Jahr und Anlage rund 20mal weniger Fläche als zum Beispiel die Photovoltaik. Vor diesem Hintergrund ist es aus unserer Sicht gerechtfertigt und vertretbar, an dieser Stelle über einen Eingriff in die Natur nachzudenken. Natürlich müssen dabei die Belange des Vogelschutzes angemessen berücksichtigt werden. Die Windenergie ist sicherlich kein Heilsbringer, die alle Probleme auf einen Schlag lösen kann. Sie ist aber auch keine Technologie, die man vorschnell aus ideologischen Gründen verteufelt sollte.

Mit der denkbaren Erweiterung betreten wir ein Stück Neuland, was auch formale und praktische Unwägbarkeiten mit sich bringt. Allerdings sind wir davon überzeugt, dass sich dafür pragmatische Lösungen finden lassen. Rechtlich betrachtet können mit der vorgeschlagenen Erweiterungsfläche die Vorschriften zum Schallschutz und der gesetzliche Abstand zur Wohnbebauung eingehalten werden. Für uns ist aktuell auch nicht zu erkennen, dass eine zukunftsorientierte Erweiterung im eklatanten Widerspruch zur bestehenden Raumplanung oder den darin festgelegten Grundzügen steht. Auch technisch betrachtet können die topographischen Gegebenheiten durch die größere Leistungsfähigkeit der neuesten Anlagengeneration ausgeglichen werden.
Natürlich liegt die endgültige Entscheidung beim Regierungspräsidium und der Regionalversammlung. Deshalb benötigen wir für die notwendigen Genehmigungsverfahren einen professionellen Projektpartner.

Als SPD haben wir große Sympathien für die Idee eines Bürgerwindparks, bei dem sich Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Roßdorf über eine Energiegenossenschaft finanziell an dem Projekt beteiligen können. Allerdings wollen wir an dieser Stelle auch keinen Schnellschuss, weshalb wir uns dafür aussprechen, dass so schnell wie möglich ein Interessensbekundungsverfahren durchgeführt wird. Damit können mögliche Partner und pragmatische Lösungen in wichtigen Detail- und Kostenfragen gefunden werden. Schon 2010 hat Hermann Scheer geschrieben: „Knapp sind nicht die Erneuerbaren Energien, knapp ist die Zeit.“ (Der energethische Imperativ, S. 27). In diesem Sinne ist der beschlossene Antrag ein logischer und sinnvoller erster Schritt auf dem Weg zu mehr Energiesouveränität und Klimaneutralität.