Bereits im Jahre 1864 bestand in Roßdorf ein mitgliederstarker „Arbeiterverein Roßdorf“. Seine Gründung fand im „Bayrischen Hof“, der heutigen „Schmökerstube“ in der Wilhelm-Leuschner-Straße statt. Er entwickelte große soziale und kulturelle Aktivitäten. Sein Vereinszweck war die Förderung der Bildung und das materielle Wohl seiner Mitglieder. Eine politische Betätigung auf der lokalen Ebene gab es nicht. Im Jahr 1878 führte Bismarcks Sozialistengesetz zum Verbot der Arbeitervereine. Sie wurden, soweit sie Verbindung zur Sozialdemokratie hatten, aufgelöst. Durch Änderung der Zielsetzung konnte sich der Arbeiterverein als „Kranken-Unterstützungs-Verein“ noch bis 1891 halten. Nach Aufhebung des Sozialistengesetzes 1890 konnte wieder mit der politischen Arbeit begonnen werden. Ab 1890 ließ der Druck der hessischen Staatsregierung nach und es gab wieder einzelne Sozialdemokraten in Roßdorf. Im Jahr 1905 kam es zur Gründung des Arbeiter-Wahlvereins. Bei der Reichtagswahl 1907 erreichte er in Roßdorf immerhin 36,4 Prozent der abgegebenen Stimmen. Durch Aufstellung einer gemeinsamen Liste mit Handwerksmeistern gelang es Friedrich Diehl 1910 an 4. Stelle von fünf zu wählenden Kandidaten mit 250 Stimmen in den Gemeinderat einzuziehen. Bei der Reichtagswahl 1912 erreichten die Sozialdemokraten in Roßdorf im entscheidenden zweiten Wahlgang 52,4 Prozent der abgegebenen Stimmen. Auch 1913 wurde wieder ein Kandidat der SPD in den Gemeinderat gewählt. Nach dem ersten Weltkrieg in der ersten Kommunalwahl nach dem Verhältniswahlrecht wurden von der ersten reinen Parteiliste 5 Sozialdemokraten in den Gemeinderat gewählt. Das war die Mehrheit. Die SPD zählte damals bereits 105 Mitglieder. Das waren etwa 3,2 Prozent der Bevölkerung. Darunter waren nur zwei Frauen, obwohl sie gerade das Wahlrecht erhalten hatten. In den Jahren von 1925 bis zum Verbot der Sozialdemokraten 1933 waren die Sozialdemokraten mit etwa 24 Prozent der Stimmen bei den Kommunalwahlen nicht die bestimmende Kraft. Die ersten freien Wahlen fanden am 27.01.1946 statt. Sie waren für die Sozialdemokraten ein großer Erfolg. Bis heute bestimmen sozialdemokratische Bürgermeister zusammen mit einer sozialdemokratischen Mehrheit in der Gemeindevertretung die Entwicklung von Roßdorf. Auch nach der Zusammenlegung von Gundernhausen mit Roßdorf 1977 hat sich daran nichts geändert. Dies kann man auch der Grafik über die „Wahlen von 1977 bis 1997“ entnehmen. Wer mehr über die Geschichte der SPD in Roßdorf wissen will, kann bei der ehemaligen Vorsitzenden der SPD, Ursula Bathon, folgende Veröffentlichungen erhalten:
- 75 Jahre SPD Roßdorf, Festschrift zum SPD-Kreisfest vom 12. – 14.09.1980
- 125 Jahre Sozialdemokratie in Roßdorf und Gundernhausen 1864 – 1989, Chronik zu den Festveranstaltungen vom 16. – 17.09.1989
Autor: Eberhard Warkehr